Gut, also, wo waren wir? Galizien: Ach, ist das schön da!
Okay.. weiter, denn noch sind wir nicht angekommen, am Ende der Welt. Denn dann kam ein Desaster-Tag! Zunächst wurde die Sicht ein bisschen trübe, denn während ich mich noch zu einem hübschen Kreuz geselle, gesellt sich auch stickum meine Freundin Carmen Nebel zu mir...
.. dann setzte ein schöner Regen ein. Dann Wind. Dann alles zusammen, das große Orchester. Ich überlegte mir kurz die Alternativen zum weiterlaufen. Es gab keine. Ich konnte nicht mal "hinlegen und sterben" als Variante ranziehen, denn dafür war der Weg einfach zu schmal und unbequem...
Nach ca. 3 Std. gab es wieder eine menschliche Besiedlung. Meine Kerntemperatur war kurz vor Linie Aquavit. Ich ging in die nächste Bar und sagte im besten Spanisch: "Taxi". Manchmal muss man auch mal diePilgerehre sausen lassen... Ich wankte bleich & schwankend zur Herberge und sagte sowas ähnliches wie "grssspeepppsffff". Die edle Edeltraut zog mir daraufhin 5 Lagen nasse Klamotten aus, man lieh mir trockene Shirts, ich wurde in eine Rescue-Wärme-Matte gehüllt und mit Cognac abgefüllt. Wer will mit mir über Tiefpunkte diskutieren?
Aber das gute am Pilgerdasein: Die Sonne geht unter und es gibt einen neuen Tag! Noch 17 Km bis nach Finisterra, immer schön an der Küste entlang. Okay, ich schleppte mich. Und ja, es war mehr s c h l e p p als schlepp. Aber ich kam an. Mit Powerfood namens Banane und Elotrans gedopt, und die erste Bar fest im Blick, wo ich erstaunlicherweise die treuen Weggefährten Edel & Nadine wieder traf:
Was natürlich weniger überraschend ist, wenn man weiss, das wir IMMER in der nächsten Bar rumlungerten. Ich finde man sieht mir meine Erleichterung ganz schön an. Oder sehen die anderen beiden erleichterter aus?
Thomas war auch schon da! Diesmal mit Nachwuchs, dem Camino-Baby Lukas, 3 Monate alt, der von seiner Mutter fast 900 Km getragen worden ist und die sich wohl gerade in der Pilgerherberge ein Bett reservierte...
Und auch Doris aus der Schweiz, die mich schon seit Santiago begleitete und auch ein ganz schön entspanntes Gesicht macht!
Angekommen am Ende der Welt - Finisterra! Mit allen, die mir wichtig waren, allen, die mir geholfen, die mit mir gelacht, getrunken und die mich in Erste-Hilfe-Matten gewickelt hatten. Ob der Kollege aus dem Mittelalter auch so viel Glück hatte wie ich?
... Morgen lest ihr: Was der Abend brachte - und - traditionelles Kleider verbrennen am Kap Finisterre! Starke Cliffhanger! Gute Nacht...
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